PRESSE - Sächsiche Zeitung
Sächsiche Zeitung
21. Februar 2009
Spielt Dynamo nächste Saison in Leipzig?
Von Daniel Klein
Drittligist muss Lizenz nächste Woche einreichen, Verträge fürs Stadion noch immer nicht unterschrieben, Bauherr HBM verlangt von der Stadt weitere Bürgschaft. Es klingt wie ein übler Scherz, ist aber bittere Realität: Wenn das neue Dresdner Fußball-Stadion im Sommer fertig ist, kann Dynamo Dresden darin womöglich nicht spielen. Es geht natürlich ums Geld, es geht um Millionen, und es geht um die Frage, wer dafür bürgen soll. Am Donnerstagabend trafen sich die Beteiligten am 45-Millionen-Neubau zu einer „Elefantenrunde“ im Rathaus: Vertreter der Baufirma HBM, von Dynamo Dresden und der Stadt. Bis kurz vor Mitternacht dauerten die Gespräche, doch einig wurden sich die Parteien nicht. Wieder einmal.
„Alle haben noch Hausaufgaben zu erfüllen“, erklärte Stadionmanager Hans-Jörg Otto am Freitag salomonisch. Bei Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann hörte sich dies ganz anders an: „Alles war im Vorfeld geklärt – auch mit den in Dresden ansässigen HBM-Vertretern. Wir dachten, dass wir die Verträge endlich unterschreiben können. Plötzlich zieht der Herr Eichholtz ein Papier mit Forderungen aus der Tasche. Die Stadt solle für zusätzliche Bauleistungen in Höhe von 2,8 Millionen Euro bürgen, ansonsten unterschreibe HBM die Vermarktungsverträge für das neue Stadion nicht“, so Vorjohann. Axel Eichholtz ist Geschäftsführer von HBM und war extra nach Dresden gereist. „Die Firma HBM versucht uns zu erpressen, indem sie mit der Pleite von Dynamo spielt. Das ist ein Eklat“, findet der Finanzbürgermeister.
Konkret geht es um bauliche Veränderungen. So soll die Fankneipe nicht mehr in die Haupttribüne, sondern in größerer Form in die Stehplatz-Fankurve integriert werden, was alleine 1,3 Millionen Euro mehr kostet. Außerdem soll eine Sauna entstehen sowie Funktionsräume verschoben, auf dem Parkplatz eine Schranke samt Kassenautomat aufgestellt und das Regenwasser nun direkt auf dem Gelände aufgefangen werden. HBM argumentiert, dass durch diese Maßnahmen das Stadion hochwertiger sei. „Wenn dem so ist, dann muss HBM eben das unternehmerische Risiko tragen. Aber wir haben das nicht bestellt, also werden wir dafür auch nicht bürgen. Einzig über das Regenwasser können wir sprechen“, erklärte Vorjohann. Einer neuerlichen Bürgschaft müsste der Stadtrat
en. Der tagt erst wieder am 12. März. Für Dynamo ist das zu spät. „Wir wollen am Mittwoch unsere Lizenz-unterlagen beim DFB einreichen. Letzter Abgabetermin ist der 2.März“, erklärte Geschäftsführer Stefan Bohne. Alles sei komplett, es fehle nur noch der Nutzungs- und Vermarktungsvertrag für das neue Stadion. Was im Klartext bedeutet: Der Verein kann dem DFB momentan nicht sagen, wo in der kommenden Saison die Dynamo-Heimspiele ausgetragen werden. „Damit bekämen wir auch keine Lizenz“, verdeutlicht Bohne.
WM-Arena steht bereit
Das einzige Stadion in Sachsen, das neben Dresden die Anforderungen der 3.Liga erfüllt, ist die Leipziger WM-Arena. „Sie steht prinzipiell für jeden offen, der Miete zahlt“, erklärte Winfried Lonzen, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft ZSL. Stadion-Besitzer Michael Kölmel, der als Gegenleistung für einen Kredit zehn Prozent der Einnahmen aus der Fernsehvermarktung von Dynamo erhält, hätte sicher auch nichts gegen einen Umzug nach Leipzig. Momentan sind die Ränge dort meist leer. Das droht nun auch im Dresdner Stadion.